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Sizilianische Spaziergänge

Auf Seunes Spuren, November 1998

.... im Tal der Tempel von Agrigento

.... Welch Wonne , hier oben auf einem Stein zu sitzen, sich die Wintersonne auf den Pelz brennen zu lassen und in Gedanken durch die Jahrtausende zu ziehen. Jeder Blick wäre gut für eine Postkarte, das Grün, das Blau, der Himmel, das Meer, die knorrigen Oliven, die rotbraunen Felsen und die Tempel, die daraus erwachsen, wie ein respektvoller Triumph menschlichen Geistes.

Doch auch das ist gelogen. Verputzt und angemalt waren die Tempel! Diese Griechen, alles müssen sie verkitschen.

Bleibt nur noch, den berühmtesten Sohn der Stadt, Empedokles, zu zitieren. Er war der Sproß eines reichen Pferdehändlers, wandte sich zunächst der Mystik dann der Philosophie zu, er war ein großer Metaphoriker vor dem Herrn und ich denke, man wird schon damals über ihn gelacht haben, als er das Geschlecht seiner Liebsten mit den Worten "...die gespaltenen Auen Aphrodites" besang. Er hielt die Ideale der Demokratie hoch und hielt sich selbst für Gott, kurz, er war ein eitler Besserwisser und hielt insbesondere in seiner Vaterstadt gerne spöttische Reden: " Ihr baut, als würdet ihr ewig leben," soll er gesagt haben, "und ihr eßt, als müßtet ihr morgen sterben." Lieber Herr Empedokles, ich würde diesen Spott als höchstes Lob begreifen.

Siegreiche Tyrannen neigen bekanntlich zum Größenwahn und der läßt sich auf der anderen Straßenseite besichtigen. Nach dem Sieg über die Karthager wollte Theron den größten haben, einen größeren als die Nachbarn in Selinunte und auch im Mutterland sollte man sehen, was ein Potentat so alles aufrichten kann. Auf einem Geviert von 50 mal 100 Metern wurden vier Meter dicke und 18 Meter hohe Säulentrommeln errichtet und allen Regeln des dorischen Tempelbaus zuwider wurden die Interkolumnien geschlossen und von der halben Höhe aufwärts mit kolossalen Götterbildern bevölkert.. Alles erinnert allzu sehr an den Braunauer, der in Berlin groß rauskommen wollte und dem die Speer- Spitze der Architektur alle Wünsche vom Schandmaul ablas. Hier waren es Erdbeben, die die Säulentrommeln durcheinander kullern ließen und unten in Empedocle konnte man die großen Brocken als Wellenbrecher brauchen. Ein würdiges Ende für des Tyrannen Großmannssucht.

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