Ausschnitt aus dem ersten Brief an Laura
Und heute Abend werde ich das Reisetagebuch beginnen, beginnen mit dem Kampf gegen das Vergessen, in der Hoffnung, daß mir nichts
verloren geht, immer im Versuch, diese freien Tage festzuhalten, die mir nur allzu schnell entgleiten, wie alle Tage, das Leben. Ist dies ein Schattenjagen? Meinetwegen. Aber das Schreiben zwingt zum
Innehalten, ermöglicht Skizzen der Erinnerung, die bleiben, auch wenn der Schatten, die Zeit längst weitergezogen ist. Die Zeit wird gefrieren für einen Augenblick, versteinern.
Fehlt mir die Fähigkeit mich zu entspannen, im Urlaub die Seele baumeln zu lassen? Wohl hast Du recht damit, und ich habe nicht das
Bedürfnis, mich zu rechtfertigen. Hier stehe ich und kann nicht anders.
Die Reise als Metapher für das Leben? Vielleicht ist das der Gedanke den ich suche. Nütze Deine Zeit; das ist das Schlimme . . . Ich
lege das Schreibzeug weg, aber nicht die Gedanken an Dich.
Ausschnitt aus dem letzten Brief an Laura (über van Gogh)
Vielleicht hat er hier das Licht gesucht, die Farbe die besaß er, die brannte in ihm und der zeichnerische Duktus der kleinen
Striche seiner Gemälde, die ein Suchen sind, ein zitterndes Suchen und ein traumwandlerisches Finden, diese Striche sind die Flammen des Feuers, das in ihm brannte. Das sind die stummen Schreie eines
Menschen, der nicht verstanden wurde, der nur eine Sprache sprach und zwar die der Farben, die keiner verstand und da lag wohl eher der Grund für ihn, sich selbst zu verstümmeln.
Mein Ohr, jedenfalls, liebe Laura, bleibt dran.
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