.... unterwegs in Mindelo

Am Abend durchstreife ich schummrige Gassen, in spärlich beleuchteten Kneipen sitzen ebenso zwielichtige Gestalten. Generationen von Seeleuten sollen hier ihre Heuer versoffen haben. Hinter dem Tresen einer gleichfalls düsteren aber sauberen Bar entdecke ich ein zauberhaftes Mädchen, frage sie, ob dies auch ein Restaurant sei, und schon führt sie mich ins Hinterzimmer, wo mich fürderhin die alte Köchin in Kittelschürze bedient.

Dem Lockvogel bin ich aufgesessen und kaue nun lustlos am trockenen Hühnchen. Doch so leicht verzichte ich auf kein Vergnügen und verfüge mich unverzüglich nach dem Essen tapfer an den Tresen. Radebrechend versuche ich mit der Hübschen eine Unterhaltung in Gang zu bringen, Serviere einen bunten Worteintopf, angereichert mit französischen, spanischen und englischen Brocken, von denen ich hoffe, daß sie am besten in dies schöne portugiesische Ohr passen. Kati versucht mit langsam gesprochenem Portugiesisch jenes Verständnis bei mir zu erzielen, das ich fortwährend vorgebe zu haben. Diese peinliche Veranstaltung hat zum Glück bald ein Ende, denn drei alte Midelenser sind auf mich aufmerksam geworden, die sich tröge bei ihrer allabendlichen Sauferei anöden und in mir eine willkommene Abwechslung erblicken. Der eine trägt eine völlig unnütze Mütze schief auf dem Kopf und glaubt, noch einen großen Schlag bei den Frauen zu haben. Der zweite hat nur noch drei oder vier sichtbare Zähne, hat seit zehn Jahren die Insel nicht mehr verlassen, kennt aber die gesamte deutsche Reichskriegsflotte auswendig, die Bismarck, die Tirpiz, die Spee, samt Kapitänen und den Plätzen, wo sie untergegangen sind. Der dritte ist witzig, weitgereist und sprachbegabt und weiß genau, weshalb ich nach dem Essen nicht sofort gegangen bin. Ich fühle mich ertappt, wiegle ab, doch der Herr duldet keinen Widerspruch: And if you could have her, you would be a lucky man.